Monatsspruch Dezember 2024

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!

Jesaja 60,1

Bild zum Monatsspruch Dezember 2025 - Kerze in einem Glas

Still ist es um mich herum geworden - endlich! Ein umtriebiger Tag geht zu Ende. Nun kehrt Ruhe ein und allein eine kleine Lampe brennt jetzt noch, dazu eine einzelne Kerze auf der Fensterbank.

Wie stark das Licht wirkt inmitten einer dunklen Umgebung! Das konnte man in den Tagen des Rixdorfer Seelenfestes hautnah erfahren. Eine Lichterkette leuchtete den Weg über den finsteren Friedhof aus - dem flackernden Lichtschein eines Feuers entgegen, das zugleich Wärme spendet und Menschen zum Erzählen um sich sammelt.

Ich blicke zurück - das passiert unweigerlich am Ende eines Jahres. Staunend stelle ich fest, wie vieles mir hier in Rixdorf inzwischen vertraut geworden ist: Meine Fahrradfahrten durch das weitläufige Gemeindegebiet; immer mehr bekannte Gesichter hier im Kiez; kurze Gespräche, beim Bäcker oder in der Buchhandlung, an der U-Bahnstation oder mitten auf dem Richardplatz; Gottesdienste unter freiem Himmel; das Singen morgens in der Kapelle der Magdalenenkirche mit jungen Familien; Nachmittage im sommerlichen Silent Rixdorf Garden; intensive Begegnungen im Erich-Raddatz-Haus. Vieles ist passiert. Wir haben zusammen gefeiert und Neues ausprobiert, wir waren mitunter auch gemeinsam verzagt. Wir haben Abschiede erlebt und Neuanfänge.

Ganz besonders gern habe ich die Nachtgebete in der Bethlehemskirche. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen - so sehr, dass ich Anfang November ein Nachtgebet ganz allein gefeiert habe. Die Türen standen weit offen, die Dunkelheit von draußen schlich in die Kirche hinein. Kein Mensch war gekommen, aber drinnen brannten Kerzen, erleuchteten Teile des Raums und ließen ihn tröstlich wirken. So darf ich singen und beten, am Abend und auch am Morgen - mitten in der weiten Stadt, umgeben von unterschiedlichen Menschen mit ihren eigenen Geschichten. So einige davon habe ich im Verlauf des letzten Jahres gehört. Manche habe ich nur gestreift. Einige durfte ich längere Zeit lang begleiten.

All diese Eindrücke klingen in mir nach, während ich am Ende eines Tages dasitze mit meinem kleinen Licht. Es ist ein Innehalten:
Wieder bleibt das vergangene Jahr ein unfertiges. Vieles von dem, was ich mir vorgenommen habe, steht noch aus. Da gibt es Besuche, für die ich mir nicht die Zeit genommen habe. Einige Gespräche möchten gerne fortgesetzt werden. Und so manche Entscheidung wurde bisher aufgeschoben. Es sind diese Dinge, die einen zum Weitergehen einladen, ja geradezu herausfordern. Draußen wird es kühler, dunkler und auch ein wenig ruhiger. Der Tag verebbt, das Jahr tut es ebenso. Die Nacht kommt früher, und mit ihr die Sehnsucht nach dem Licht.

Die Adventszeit fordert zum Warten auf, bei aller Hektik, die sie mit sich bringt. Es bleibt eine Zeit des Wartens und der Sehnsucht nach Heil - für uns persönlich, in unseren Familien, Freundeskreisen oder in den Gemeinschaften, die uns zusammenbinden. Aber auch nach dem Heil einer seufzenden Welt. So vieles ist auch in diesem Jahr unerfüllt geblieben. Noch immer toben Kriege. Die politische Lage in Deutschland, in Europa und weltweit ist angespannt. Die Weltklimakonferenz mag einen mutlos stimmen. Weiterhin sind Menschen auf der Flucht. All das Unfertige und Unbefriedigende steht uns in diesen Dezembertagen vor Augen. Es mag einen Schatten auf die Lichter des Advents werfen. Es mag den Blick nach oben verstellen, den hoffnungsvollen und erwartungsfrohen.

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
(Jesaja 60,1)

Schau auf, hebe deinen matten Körper. Mache dich auf, denn es soll hell werden - nicht nur wie auf einem von Lichterketten beleuchteten Pfad oder an einer einzelnen kleinen Feuerschale. Denn die Herrlichkeit, die mit diesem Licht kommt, ist eine, die bleibt - auch da, wo Tränen noch die Sicht versperren.

Propheten in uralter Zeit haben es kommen sehen, sie haben davon erzählt, immer wieder wurden ihre Weissagungen weitergegeben. Und die Weisen, von denen die Bibel erzählt, kennen solche Geschichten. Sie suchen den Himmel ab nach Zeichen, die auf Besseres hindeuten. Auch sie haben sich auf den Advent vorbereitet, haben immer wieder Ausschau gehalten. Und sie konnten den Stern sehen, der den Weg zur Krippe ausleuchtet.

Innehalten und Hinschauen - dazu will uns die Zeit des Advents einladen. Sie führt unseren Blick einmal durch die Zeiten und geradewegs hin zum Stall von Bethlehem. In ihm mündet unsere Vorfreude. In seinem besonderen Licht werden wir gewahr, dass es nicht darauf ankommt, am Ende eines Jahres oder unserer Zeit alles erledigt zu haben, alle Vorsätze erfüllt und alle offenen Rechnungen beglichen zu haben. Diese Freude mündet in dem Licht, das unsere Sorgen und alle Unruhe stillt.

Ich wünsche allen eine gesegnete Adventszeit und einen lichten Wechsel in das neue Jahr!

Julika Wilcke