Um 1435 wurde die Dorfkirche am Richardplatz als einfache Saalkirche gebaut. Nachdem sie während des 30-jährigen Krieges niedergebrannt war, existierten nur noch der spätgotische Sockel aus Feldstein und der dreiseitige Chorabschluss. Es erfolgten der Wiederaufbau und im Laufe der Jahrhunderte mehrere Umbauten. Der letzte Umbau fand von 1939/40 statt. Aus dieser Zeit stammt der äußerliche „ländliche“, mit klassizistischen Elementen vermischte architektonische Stil. Der Eingangsbereich wurde vergrößert, die Innenausstattung verändert und das Dach umgebaut.
In der Bethlehemskirche findet in der Regel am letzten Sonntag im Monat ein Gottesdienst statt. Daneben ist sie ein Raum für kleinere Konzerte und ein Ort der Stille. Interessierte Besucher*innen können die Kirche jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags von 16:00 bis 18:00 Uhr besichtigen, eine Kerzen anzünden oder in stiller Andacht verweilen. Sie sind herzlich willkommen.
Die Bethlehemskirche am Richardplatz ist auch als Rixdorfer Dorfkirche beziehungsweise Dorfkirche Rixdorf bekannt. Den Namen Bethlehemskirche trägt sie erst seit 1912.
1375 kann Rixdorf nach dem Landbuch Karls IV. noch keine Dorfkirche besessen haben, denn Rixdorf war zu Zahlungen an den Pfarrer von Tempelhof verpflichtet. Andererseits muss 1435 beim Verkauf Rixdorfs an die Städte Berlin/Cölln eine eigene Dorfkirche bereits vorhanden gewesen sein. Über die Gestaltung der Feldsteinquaderkirche als einfache Saalkirche ist nichts weiter bekannt. Nach dem Übertritt Kurfürst Joachims II. zum Luthertum wurde die lutherische Konfession auch für die Kirchengemeinde in Rixdorf verbindlich. Der erneute Übertritt der Hohenzollern 1613, diesmal zum Calvinismus, verpflichtete die lutherischen Kirchengemeinden nicht zum erneuten Konfessionswechsel.
Nachdem die Dorfkirche 1693 durch einen Brand vollkommen zerstört worden war, wurde sie neu erbaut und umgestaltet. Der Grundriss sowie einige übrig gebliebene Mauern wurden übernommen. Sie behielt damit ihre spätgotische Substanz und erhielt einen dreiseitigen Chorschluss. Die Feldsteine waren verputzt.
Ab 1737 wurde die Kirche durch die Kirchgänger der "Evangelisch-böhmisch-lutherischen Bethlehemsgemeinde" mitbenutzt. Es handelte sich um Exulanten, die aus Böhmen geflüchtet waren und sich in Böhmisch-Rixdorf angesiedelt hatten.
1757 wurden die Mauern erhöht, und die Kirche erhielt einen verbretterten Dachturm, so dass sie ein barockes Aussehen bekam. Nach Gründung der Evangelischen Kirche in den Königlich-Preußischen Landen im Jahre 1817 wurden auch die lutherische Kirchengemeinde von Deutsch-Rixdorf und die böhmisch-lutherische Bethlehemsgemeinde Glieder dieser neuen protestantischen Staatskirche, die neben den zahlenmäßig überwiegenden lutherischen auch reformierte und unierte Kirchengemeinden umfasste.
Zwischen 1877 und 1879 erbaute die Kirchengemeinde von Deutsch-Rixdorf, für deren wachsende Zahl an Mitgliedern die Dorfkirche zu klein geworden war, die Magdalenenkirche als neue Predigtstätte. 1884 überließ sie die Dorfkirche der Böhmisch-Lutherischen Bethlehemsgemeinde, die ja schon lange Gast im Hause war. Diese veranlasste einen erneuten Umbau von 1885 bis 1887, dem die Kirche die westliche Vorhalle und die östliche Fachwerksakristei verdankt.
1912 benannte die Böhmisch-Lutherische Kirchengemeinde die Dorfkirche Rixdorf in Bethlehemskirche um. Diese Bezeichnung geht auf die Bethlehemskapelle in Prag zurück, die für die Böhmischen Brüder eine wichtige Rolle spielt.
Die letzten Umbauten erfolgten von 1939 bis 1941, als unter Paul Poser (1876-1940) und Walter Peschke die Vorhalle verbreitert und das Dach umgebaut wurde. 1949/50 wurde sie nach Kriegsschäden wieder instand gesetzt. Der Innenraum der Kirche ist sehr einfach gehalten und besitzt eine ausgezeichnete Akustik.
Hier finden Sie die Bethlehemskirche:
Richardplatz 22, 12055 Berlin